Trafobau in einer Wohnung von 2015

Hallo Community,

nachdem es irgendwie interessiert, wie man manchmal etwas herstellt und das auch der Kategorie “Trafos” untersteht, habe ich mir mal erlaubt, hier Fotos in einem (mehrteiligen) Themen-Thread unterzubringen. Sicher kennt ihr das auch von euren Basteleien, dass ihr irgendwo ein Eckchen habt, in dem eure schönen Arbeiten entstehen. Da ich 2015 keinen Bastelkeller hatte und meine Wohnung von einer Wohnbaugesellschaft vermietet wurde, bei der nur ab und zu ein Hausmeister vorbeikam, sah ich sofort die Chance vorübergehend eine Werkstatt daraus zu machen. Dabei habe ich Folgendes getan:

  1. Auf dem kleinen Balkon die ganzen bestellten Kunststoffteile und Röhren mit der Stichsähe bearbeitet. Aus den Rohrabschnitten wurden dann in mehreren “Segmenten” die großbäuchigen Sekundärbehälter zusammengeschweißt.

  2. In der Wohnung wurde gebohrt, Metall gesägt, der Kern mit Polyesterharz vergossen, der zuvor aus Einzelpäckchen an Blech zusammengeklebt wurde.

  3. Die Spulen auf einem Schreibtisch gewickelt, nachdem die Wickelachse mit Schraubzwingen da rangeklemmt wurde

  4. Isolationspapier und Kunststoff-folie (Blumenfolie) für Isolation der Sekundärlagen in Streifen geschnitten

  5. Zuleitungsdrähte gelötet und Kunststoffteile geschweißt usw.

  6. Rapsöl mit Lampenöl gemischt, auf dem Balkon auf einer Kochplatte erhitzt und leicht abgekühlt im Badezimmer eingefüllt. (etwa 50 Liter)

Ich habe mich bei der Arbeit so konzentriert, dass nichts beschädigt oder in Mitleidenschaft gezogen wurde. Zum ersten Mal auch eine Apparatur, die man auseinandernehmen kann, was leicht zu transportieren ist.
Ich habe die grünen KG-Rohre verwendet, die es in den Baumärkten zu kaufen gibt und die sonstigen Plattenzuschnitte und Kunststoffschweißdraht im Internet bestellt. :stuck_out_tongue_winking_eye:

Hier zu den einzelnen Bauschritten, leider nicht ganz korrekt nach der Reihenfolge, aber fast.


02 Behälterrohrmaterial


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Dritter Thread



12 Sekundärbehälter

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Achter Thread





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Neunter Thread





Leider konnte ich nur immer 5 Fotos hochladen und musste deshalb die neun Threads gründen. Das Fahrrad, das man auf dem letzten Bild sieht, war ein anderes Projekt für einen Auftraggeber. Der wollte eine Fahrradangetriebene Teslaspule haben. Das war für mich aufwändiger als der Trafo selbst, weil der Antriebsriemen und die Antriebsrollen so gebaut werden mussten, dass man für die Lademaschine nicht zu schnell strampeln muss und dann passierte es oft, dass sich der lange Riemen von der Rolle bewegte. Das Justieren durch zwei Einstellelemente war
sehr schwierig. Beides habe ich zusammen parallel gebaut. Im dritten Foto ist der Trafo mit der Abdeckhaube auf der Primärspule zu sehen, wie er bei mir in der Garage steht. Ohne die Abdeckhaube schlagen die Lichtbögen bei bestimmter Spannungshöhe in die Kernspanner ein.

Gruß, Matse :face_with_hand_over_mouth:

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Wow, Matse, das ist echt der Hammer! Deine berühmten 50Hz-HV-Trafos waren mir zumindest teilweise bekannt und du hattest glaube ich im alten Forum auch ein Tutorial darüber, aber die Idee mit dem Fahrrad finde ich auch sehr originell und auch gut umgesetzt mit den Holzstützen. Sehr cool, danke vielmals für’s Vorstellen! Gruss kilovolt

Alter Schwede… bei jedem einzelnen Foto ging mir nur “Wow!” durch den Kopf. Das ist der absolute Hammer! So einen großen Trafo in der Wohnung zu bauen, stelle ich mir echt schwierig vor. Wie hast du den getestet? Stromgenerator? Da müssten doch im ganzen Haus die Lichter flackern, wenn du den mit dem Hausanschluß betreibst, oder?!
Gibt es technische Daten zu dem Trafo? Wenigstens überschlägig? Und gibt es irgendwann hier einen Thread wie “HV-Trafo XXXL - Die Bauanleitung”? Nicht, dass ich mir den Nachbau zutrauen würde, aber einen “Erfahrungsbericht” über die Bauphase mit allen Details würde mich schon brennend interessieren. :sunglasses:

Eine Bauanleitung kann ich so nicht beschreiben, weil jeder meiner Apparate anders designed wird. Ich habe diesen Trafo in meiner Oberfranken-Wohnung nicht ausprobiert, weil ich nicht in der Lage dazu war. Schon beim Einschalten des Steuertrafos flogen die Sicherungen. Aber ich wusste, dass ich irgendwann da ausziehen werde :smile:.

Zur Konstruktion kann ich nur mitteilen, dass ich den Kern extra so dünn konstruiert habe. Er hat keine große Leistungsfähigkeit, weil er auch im Umfang einen weiten ausgedehnten magnetischen Fluss hat. Aber durch Experimente früherer Zeiten wusste ich, dass die Spannung trotzdem zu enormen Entladungen fähig ist. Ich wollte den Trafo eben für einen 20-A-Anschluss auslegen. Bei einem Scheibenüberschlag braucht der Trafo etwa 120 V und zieht etwa 8-9 A dabei. Er wird mit dem Stufentrafo als “Spannungswandler” versorgt und kann dort exakt die jeweilige Spannung für jeweilige Effekte erhalten. Vom Bau ist der Trafo für 250 kV ausgelegt. An diese Grenze habe ich ihn aber noch nicht gebracht.
Oben befindet sich die Primärspule mit 400 Windungen 2,0 mm Kupferlackdraht. Die Sekundärwicklung wurde im Verhältnis 1:1000 in 4 Spulen aufgeteilt, wobei sich die beiden unteren am Kern geerdet bzw. mittelpunktmäßig angeschlossen sind. Die beiden oberen Sekundärspulen tragen dann an den Außenlagen die höchste Spannungskonzentration. Zusammen sind es etwa 400 000 Windungen 0,14 mm Kupferlackdraht. Jede einzelne Lage wird durch 3 Lagen Backpapier (Zellulosefolie) und jede Fünfte Lage noch mit einer zusätzlichen Kunststoff-folieschicht isoliert.
Die Abstände der Lagen sind so gestaltet, dass die Lagenspannungen oder Potenzialspannungen zwischen den Spulen zu keiner Durchschlagsgefahr werden können. Bei anderen Trafos sind die Primärspulen unten oder auf beiden Seiten unten. Aber die Spulenanordnung mit oben oder unten und dann rechts und links mit mehreren Sekundärspulen aufgeteilt, ist für mich die beste Lösung. Unten hat den Vorteil, weil dort die Mittelpunkterdung in der Nähe ist und eine relativ entspannte Spannungszone herrscht. oben muss die Primärspule schon wieder vor den oberen Sekundärspulen extra abgeschirmt werden.

Bei den beiden unteren Ausgängen für die Mittelpunkterdung, verwende ich immer Messinggewindebolzen, die beidseitig mit Silikon verklebt und anschließend mit zwei Muttern fest verschraubt werden. Damit sich die Verschraubung nicht lösen kann, werden beide Muttern mit einem Schweißdraht aus Kunststoff ummantelt. Natürlich ist der innere Drahtanschluss mit dem Bolzen verlötet und nicht nur verklemmt.

Die inneren Röhren beider “Polarme” verhindern ein eventuelles Durchschlagen. Da aber die oberen Elektrodenhalter mit den Elektroden weiter hervorstehen, wird das auch ohne die Röhren niemals geschehen.

Man kann nur eins dazu wirklich sagen:
Man braucht Geduld, Berechnung der Umfänge der Wicklungen, die Aufteilung der Lagen in mehrere Spulen, die Berechnung des Platzes in den Behältern in Beziehung zum Kern usw. Das Schneiden der Isolationslagen ist ebenso anstrengend wie das Wickeln. Während das Wickeln nacheinander von statten geht, gibt es immer wieder Unterbrechungen, um das Papier in Streifen zuschneiden. Ich rolle das Papier in seiner Breite aus, lege 3 Lagen übereinander, schneide die Flächen ab und rolle sie ein. Dann schneide ich die Röllchen nach dem gewünschten Maß ab. Viel Geduld und Eifer, fast schon Wahnsinn. Sonst kommt man nicht zum Ziel. :grin:

Induktoren sind einfacher. Es ist ein Schenkel, die Spulen werden nebeneinander aufgeschoben, verkettet und dann das Behälterrohr zugeschweißt. Ich kann ja mal die Bauphase des Induktors reinstellen.

Gruß, Matse :wink:

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Hammer!!!
Du hast ein Monster erschaffen :sunglasses:

Wahnsinns Arbeit!
Respekt!

Leider erschaffe ich immer Monster. Ich bin eben der, der über Mühsal, Schweiß und Tränen erschafft und die schwere Arbeit und auch deren Gewichte nicht scheut. Aber lange wird das meine Arthrose in den Knien nicht mehr mitmachen.

Gruß, Matse :neutral_face:

Hallo Matse

ich liebe Deine Projekte. Sie sind mit viel Liebe und Hingabe gebaut worden und sie sind immer qualitativ top! Mit meinem kaputten Rücken könnte ich gar nichts so schweres mehr bauen, geschweige denn im Alltag handhaben. Ich finde es aber toll, dass Du den Aufwand nicht scheust und jedesmal wieder ein neues, individuelles Kunstwerk schaffst! Cool :ugly_umform:

Oh ja mein guter Kilovolt, manchmal denke ich, das ist meine persönliche Psychose, so eine Art unterbewusstes “Kind-erzeugen”, so wie es bei Frauen ist. Und wenn eins geboren ist, kommt das nächste. Und so wird es immer voller mit lauter Apparaten, die schon gewaltige Persönlichkeiten werden, daher die Namensgebungen.
Letzte Woche hatte ich es so im Rücken, dass ich nicht wusste, wie ich meinen Hintern aus dem Bett kriegen soll. Ich dachte, ich verrecke und es ist aus mit Arbeiten. Frührente usw. Heute geht es mir wieder gut, nach Schmerzmitteln und vorsichtiger Bewegung und Haltung. Aber heute musste ich wieder eine Steinplatte mit in die Hand nehmen, die garantiert wieder mehr als 60 kg (pro Mann) hatte. Und da spürt man wie die Bandscheiben zusammengedrückt werden, wie Hartgummischeiben, zwischen denen der Saft rausquillt. Zum Glück ist nichts weiter passiert.

Der Induktor wird natürlich noch etwas schwerer als der letzte. Dann stehen später drei schwere Apparate in meiner Werkstatt und warten darauf, dass ich alt und schwach werde und ich sie irgendwann nicht mehr bewegen kann. Das Schlimmste wäre für mich ein Platz im Pflegeheim ohne Hochspannungsapparat im Zimmer. Ein Spielzeug, das mich bis zum Tod begleitet, das wäre doch etwas Schönes. Und wenn man fast 62 ist und auf die 70 zugeht, dann geht man bald auf die 80 zu usw. Das geht schneller als man denkt. Das bringt mich ins Grübeln und stellt die Frage:

Macht es noch einen Sinn da weiter zu bauen? Dann kommt wieder der Wahnsinn ins Spiel und spiegelt meinem Gedächtnis die schönsten Apparate vor, das ist schon fast wie technisch konstruktive Erotik. So eine Art Traumfrau, die ich in technischer Form erschaffe, weil es sie nicht in Fleisch und Blut gibt. In keiner Frau. Denn keine ist für mich so perfekt wie eine erschaffene Hochspannungsapparatur. Sie streitet nicht, sie widerspricht nicht und sie hat immer Verständnis für meine Situation. Und wenn ich Lust habe sie einzuschalten, dann erfüllt sie mein Herz mit blitzender Freude :ugly_lol:.

Ich weiß dass das alles Blödsinn ist, was ich schreibe. Aber einen gewissen Lebenswert hat so etwas schon. Auch wenn es andere nicht verstehen.
Und ja, ohne Frau könnte ich leben, ohne Hochspannungsblitze nicht.

Gruß, Matse :ugly_lol:

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