Überspannungsschutz (ÜSS), SPD (Surge Protection device), Blitzschutz für PV-Anlage

Hallo Leute,

wir planen eine größere PV-Anlage auf unserem Dach (ca. 14 kWp) mit 3 Strings: 1 x 600V (12 Module 450Wp) und 2x500V (10 Module). Vor den Wechselrichter soll/muss? ein sog. GAK (Geräteanschlußkasten) mit ÜSS und ggf. Leitungsschutz- oder Trennschaltern. Der ÜSS ist für PV-Anlagen seit 2018 vorgeschrieben - was ich so gelesen habe. Allerdings hat der geplante Wechselrichter Deye Sun 12kW bereits ÜSS für 3 Strings eingebaut, wird aber durch vorgeschaltete ÜSS doch besser geschützt.

Jetzt findet man solche GAK für 3 Strings als Markenprodukte (Dehn, Weidmüller etc.) zu recht saftigen Preisen oder billig beim Chinesen, aber ebenfalls mit ÜSS und LSS (für DC) und/oder Trennschalter. Beim ÜSS will ich nicht sparen, das ist ein Sicherheitsfeature (wenn auch hier doppelt vorhanden). Verbaut sind ja bei diesen SPD typischerweise MOVs, also Varistoren, die ab einer bestimmten Klemmspannung von hochohmig zu niederohmig schalten und damit die Überspannung ableiten. Zusätzlich ist oft auch noch eine Gasentladungsröhre (GDT - gas discharge tube) verbaut, die höhere Ableitströme zulässt und ebenfalls für unterschiedliche Nennspannungen erhältlich ist. Beide Bauteile liegen typ.weise im Bereich von 1 Eur. Gibt es da sonst noch andere ‘Magie’ in diesen SPD’s, die einen oft viel höheren Preis rechtfertigen?
Frage mich, ob ich mir da ein paar Platinen selber baue, dann weiß ich auch was ich habe. Kann natürlich sein, dass der Elektriker, der es letztlich anschließen oder abnehmen soll, das nicht lustig findet…

Kennt sich hier jemand mit dem Thema aus und kann mir da was empfehlen?
Es sollte ein möglichst kleiner und flacher Kasten sein, da wir nicht mehr viel Platz für Installationen neben WR und Batterie mit BMS & Co. haben.

Dann haben wir noch das Thema ÜSS-Typen: Es gibt ÜSS Typ1 (Blitzstromableiter für das Grobe), Typ2 (mittlerer ÜSS für Unterverteilungen etc.) und Typ3 (Feinschutz, der meist direkt vor den zu schützenden Geräten installiert wird - das sind wohl eher diese Steckdosen mit ÜSS oder spez. Geräte für die IT/Router etc.). Ich nehme an, dass die Typ1-SPDs hauptsächlich GDTs enthalten (hohe Ableitströme und Spannungen), Typ2 überwiegend MOVs und Typ3 meist kleinere MOVs. Dann gibt es noch Kombiableiter mit Typ1+2 oder 1+2+3.

Äußerer Blitzschutz (Blitzschutzanlage auf dem Dach) ist bei uns zwar vorhanden, wird aber für die PV zurück/abgebaut - gibt da zu viele Vorschriften und Abstände die einzuhalten sind, dann bekommen wir kaum Module aufs Dach… Die Erdungsstangen würde ich für die Erdung des PV-Gestells hernehmen - denke, da spricht nichts dagegen?

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Hallo Multi-kv

cool, dass Ihr eine grössere Solaranlage baut :+1:
Mit Überspannungsschutz kenn ich mich nicht sonderlich gut aus. Das einzige, was mir zu diesem Thema noch geblieben ist, sind ein paar Dinge, die wir bei unserer damaligen Militärausbildung im Bereich von Richtstrahltechnik darüber gelernt hatten (ist jetzt aber auch schon fast 30 Jahre her). Damals waren alle Geräte, die wir im Militär verwendeten, sogenannt NEMP geschützt. Ein NEMP ist ein Nuclear Electromagnetic Pulse, also eigentlich ein EMP, welcher beim Zünden einer Atombombe entsteht. Bei diesen Überspannungsschutzeinrichtungen damals ging es darum, empfindliche Elektronik zu schützen, deshalb mussten die Bauteile sehr schnell reagieren und es wurde auch einiges mit Abschirmtechniken aus µ-Metall und ähnlichem erreicht. Ich würde da wohl gar nichts selber bauen. Soweit mir bekannt ist, muss das Zeug spezielle HF- und Impulseigenschaften besitzen, damit es sehr schnelle Spannungsspitzen abfangen kann und damit induzierte Ströme sicher und schnell abgeleitet werden. Klar läuft es letztendlich teilweise auch auf Standardbauteile wie MOVs und Funkenstrecken hinaus, aber es hängt wohl auch vieles von speziellen, niederinduktiven und breitbandigen Designs und Abschirmtechniken ab, welche nicht einfach zu verstehen sind. Wenn es Dich interessiert, kannst Du Dich da mal einlesen (unbedingt zuerst das Dokument komplett downloaden, sonst wist es mühsam anzusehen):

Auch das Erdungskonzept würde ich dem Installateur überlassen.

EDIT: Habe soeben erkannt, dass das verlinkte Dokument wohl ausschliesslich für den Blitzschutz in der Antennentechnik gedacht ist, sorry. Gewisse Grundlagen sind zwar ähnlich oder gleich, aber es ist halt dennoch eine andere Welt. Interessant finde ich vorallem den Teil weiter hinten so ab Seite 121. Einfach ist das Thema sicher nicht, egal, ob man einen Handysender oder eine Solaranlage inkl. Hausnetz schützen will.

Beste Grüsse
kilovolt

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Hallo kilovolt,

vielen Dank für deinen Input.
Ja, das Thema ist sicher eine Wissenschaft für sich, so tief will ich da gar nicht eindringen. Eines ist auch klar: eine 100%ige Sicherheit gibt es ja nirgends und bei einem direkten Einschlag hilft wohl so gut wie gar nichts - da werden alle empfindlichen elektronischen Geräte Schaden nehmen. Je nachdem wo und wie weit entfernt ein Blitz einschlägt gibt es dann beliebige Abstufungen und Störimpulse aller Art. Die Frage für mich ist: soll man 300…500 Euro für einen kompletten Marken-ÜSS ausgeben, oder tun es 100 Euro aus China nahezu ebenso gut? Vermutlich kann die Frage aber auch niemand beantworten.

Wir haben uns viele Dächer in der Umgebung mit PV angesehen: die meisten neueren Häuser haben gar keinen Blitzschutz mehr auf dem Dach. Das sieht man vorwiegend bei älteren Häusern aus den 60er… 80er Jahren. Gerade mit PV gibt es da wieder so viele Vorschriften zusammen mit dem Blitzschutz, das wir da keine Lust drauf haben. Es gibt wohl 2 Möglichkeiten den äußeren Blitzschutz in die PV einzubinden: 1. Man integriert beides, was aufwändige Berechnungen einer Blitzschutzfirma und entsprechende Installationen bedingt, oder 2. man hält reichlich Abstand PV zum Blitzschutz. 1. ist uns zu umständlich/teuer, 2. kommt nicht in Frage - weil dann bleibt kaum PV übrig.
Erstaunlicherweise sind die Anforderungen Innen bei äußerem Blitzschutz sogar noch höher: man braucht zwingend ÜSS Typ1 - habe ich zumindest irgendwo gelesen. Neue Zählerschränke brauchen aber wohl auch Typ1 und 2.

Meine Erfahrung mit etlichen Elektrikern die wir für die Installation angefragt hatten ist eher die: jeder sagt was anderes, aber jeder weiß es ganz genau :rofl:
Gerade beim Thema Blitzschutz und Erdung ist viel Halbwissen unterwegs - man kommt nicht umhin sich selber zumindest etwas in das Thema einzulesen…

Auf der anderen Seite hat sich das Thema im Laufe der Jahrzehnte deutlich gewandelt und die Vorschriften sind heute sehr viel strenger und umfassender geworden. Immer wieder erstaunlich, wie die Menschen früher überleben konnten :grin:

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Deinen Gedanken, etwas selber preiswerter zu konstruieren in allen Ehren.

Aber hier schwebt leider ein anderes Damoklesschwert über dich, deiner Familie und deinem Anwesen → Die Versicherung.

Kommt es zu einem Schaden und ein Gutachter stellt fest, dass keine geprüften Bauteile nach dem Regelwerk benutzt wurden, kann die Versicherung die Schadensregulierung verweigern.

Überlege dir das bitte sehr gut, was du da machst.

In Zeiten, wo uns China mit gefälschten CE und getürkten VDE/TÜV Siegeln regelrecht zuscheisst, ist das wirklich hochgradig brisant.

Hier geht es nicht um einen defekten Fernseher oder ein defektes Radio oder einem Kühlschrank plus Inhalt nach einem Blitz, hier geht es um deine komplette Existenz.

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Vielleicht findest du ja hier Varistoren, die man noch davor Schalten konnte, die sollten auch ein Direkten Einschlag auf einige kV beschränken, die der eigentliche Überspannungsschutz dann abfangen kann.
:troll:

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Ja! :grin:
Das ist genau die Größenordnung die ich brauche!

Wenn ich überlege, was ich vor 25 Jahren hier im Haus alles selbst installiert habe an Elektrik - was heute ja gar nicht mehr geht - dann würde jede Versicherung jede Leistung verweigern! Heute darf man ja ohne Elektriker nicht mal mehr eine Glühbirne wechseln! Und ich habe überall die gute alte Lüsterklemme verbaut, was ja heute auch nicht mehr vorschriftsgemäss ist.
Das wir noch leben…

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Hallo Multi-kv

Ich finde diese Regulierungswut auch krass. Bei uns im Geschäft darf ich nichtmal mehr selber einen Netzstecker montieren, obwohl ich offiziell im HV-Labor bis 100kV arbeite :wink: Kann man einfach nicht mehr ernst nehmen, das Ganze. Diese ganze Überregulierung kommt aus den USA, wo Du dem Kunden zuerst erklären musst, dass seine Mikrowelle nicht geeignet ist zum Trocknen eines kleinen Hundes.

Gruss kilovolt

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von dem link …

*Die Artikel sind unverdaut gewesen und stammen aus einem Magazin/Lager.

Wer frisst den Überspannungsableiter ??? :rofl:

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Hallo und einen schönen :sun_with_face: Samstagnachmittag, hallo grüß dich Multi KV, schön dass es bald mit der großen PV Anlage bei dir losgeht :slightly_smiling_face:. Mein Bruder ist gelernter Dachdecker, er konnte die Module plus die neue Zuleitung für den Wechselrichter selbst verlegen. Dabei war auch die neue Hausverteilung der größte Kostenfaktor, wegen der Wallbox. Mit meinem finanziellen Rahmen kann ich nur deutlich kleinere Brötchen :bagel: backen. Ich denke mal die Mikrowechselrichter für ein BKW können wohl auch SPD auf der DC und AC Seite. Meine Module sind auf dem Garagendach mit Sandwich- Elementen , dort habe ich die ganze Unterkonstruktion aus Metall mit ner 16 mm2 Leitung auf den Banderder vom Haus gelegt, da liegen auch die Titanzink :umbrella: Regenrinnen und die Sat - Schüssel vom Dach auf. Beim Blitzschutz ist es auch abhängig wo das Gebäude steht, ein alleinstehendes Haus auf ner Anhöhe ist da deutlich einer größeren Gefahr ausgesetzt. Auf dem elterlichen Hof waren wir immer durch die Kirche :church: geschützt :innocent: . Noch mal zurück zu dem Blitzschutz - SPD für Solar, wenn so ein Überspannungs - Blitzschutz von Chinesen der entsprechenden Norm entspricht, ein Zertifikat vorhanden ist, könnte man dies doch vom " Fachmann " einbauen lassen, wenn man den einen findet :rofl:. Mit der neuen Normung für Steckersolargeräte geht es auch den BKWs an den Kragen, wo die Million an bestehen Anlagen schon überschritten ist. Viele herzliche Grüße von axon-F .

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Hallo axonf und kilovolt,

meines Wissen muß man BKW gar nicht erden - das sind ja nur max. 4 Module. Es schadet natürlich nicht und wer weiß was noch alles kommt an neuen Regelungen. Man hat fast den Eindruck, dass den kleinen PV-Anlagenbauern Knüppel zwischen die Beine geworfen werden, weil die große Energielobby das nicht so mag. Es wird ja auch gerade über neue Netzentgelte für die PV-Einspeisung diskutiert - damit wird es immer mehr Guerilla-Anlagen geben vermutlich. Am Ende kommt noch der Anschluß- und Benutzungszwang für Strom, wir wir es schon bei Wasser, TV und Müllabfuhr haben… Irgendwer muß den Netzausbau ja bezahlen.

Das Problem mit der Überregulierung ist, dass es anscheinend keine mündigen, eigenverantwortlichen Bürger mehr gibt (geben soll?) und man alles nur noch auf den DAU ausrichtet. Auch der bei uns lebende Syrer, Afgahne oder Ukrainer (nichts gegen diese Landsleute) muß ja die Mikrowelle ordentlich bedienen können, ohne Gefahr zu laufen, seinen Hund oder die Katze zu grillen. Wir brauchen auch unbedingt neue Gesetze und Vorschriften zum Bürokratieabbau - dann wird alles sofort besser! :rofl:

Vor Jahren haben wir in Laos eine Höhle besucht, die dürfte man hier überhaupt nicht betreten. Ein junger ‘Guide’ - kaum 15 - in Badelatschen und mit einer umgeschnallten Bleibatterie mit Lampe dran, hat uns erstmal 100m einen steilen Urwaldhang hinaufgeführt, dann betraten wir eine Höhle, in der es im Boden immer mal tiefe Löcher gab, wo es gut und gerne 10m und mehr nach unten ging - natürlich ohne jede Absicherung. Einziger Lichtschein war seine Funzel an der Bleibatterie. Nach vielleicht 1000m in die Höhle hinein erreichten wir einen Höhlensee, in den er uns zum Schwimmen einlud. Naja, wir sind dann doch nicht gegangen, weil wir unsere Sachen hätten natürlich ausziehen müssen und dann hätte er sich theoretisch unserer Wertsachen bedienen können und wäre er mit der Lampe davon - könnten wir kaum folgen… Aber der Boden war auch etwas schmierig, schlammig - so dass wir doch lieber nicht hinein wollten.

Wäre die Höhle bei uns und sollte touristisch erschlossen werden, wären überall Geländer und Warnschilder angebracht und natürlich eine komplette Starbeleuchtung vom Feinsten. Nur das Abenteuerfeeling wäre etwas verloren gegangen.

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Moin Multi-kv,

den Anschlusszwang hatten wir und haben wir, nur wurde der etwas Abgeflacht. Dich betrifft dieses das Stromeinspeisegesetz. Dieses Gesetz hat sehr lange verhindert, das man Autark mit einer Insellösung leben kann.

Für eine Wohnung und ein Gewerbe gilt, es muss ein Stromzähler da sein.

Dieses Stromeinspeisegesetz hat von Anfang an den Ausbau in Deutschland mit Power to Gas massiv verhindert und unterdrückt. Das alles war damals relativ Zeitgleich mit Nordstream 1 aus dem Hut gezaubert worden. Man kann hier ruhig von einem Masterplan sprechen.

Dieser Scheiss Lobbyismus hat unser Land Gnadenlos ausgebremst. Dazu kam, das ein Ökonomischer Teufel an die Wand gemalt wurde, der prophezeite, dass der Gaspreis dadurch vier mal so teuer wird. Der Kubikmeter hat 1,5 cent damals im Einkauf gekostet.

Und weil das Stromeinspeisegesetz gelockert wurde und PtG interessant wurde, haben die Grünen sofort einen Rückbau des Gasleitungsnetztes voran getrieben. Dabei ist das Gasleitungsnetzt der größte verfügbare Energiespeicher, den man haben kann und bezahlt ist der auch schon.

Ich bin ein sehr sozialer Mensch, aber das was da CDU/CSU und Rot sowie Grün angestellt haben, ist echt eine Katastrophe. Was ich am liebsten mit den Verantwortlichen machen würde, darf ich nicht schreiben, sonst gehe ich vermutlich in den Knast.

Und nein… die braunen kriegen in meinem Leben keine Stimme von mir :slight_smile:

Und zu dem unterirdischen See…

Der hätte dann auch sofort ein Schild für Badeverbot bei 25 Euro Eintritt :rofl:

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