Hallo axonf,
die Kalibrierungswerte für Spannung und Strom stellst Du einmal richtig ein, nachdem Du die Werte mit einem guten DMM gemessen hast - ansonsten sind die Werte für die Batteriespannung und aktuellem Strom nur grobe Schätzwerte! Den Strom solltest Du bei einem möglichst hohen oder zumindest typischen Strom messen, denn im unteren Bereich (0…1 A) ist die Messung nicht sehr genau. Also am besten z.B. bei 10 oder 20A genau messen und diesen Wert dann in den calibration value über die App eintragen. Das gleiche für die Akkuspannung (am besten, wenn gerade nicht geladen oder entladen wird - also die Ruhespannung).
Wichtig ist auch, dass Du ganz am Anfang, bevor Du die Parameter alle einstellst, den Batterietyp auf LFP anpasst. Wenn Du hier Änderungen vornimmst, werden alle Werte auf Werkseinstellungen zurückgesetzt! Nach der richtigen Einstellung diesen Wert also nie wieder anfassen!
Ich lade meine Zellen nur bis max. 3,45V/Zelle, bei 8S also 27,6V. Eigentlich sind LFP-Zellen (nach der sog. Nordkyn-Studie) bei einer Ruhespannung von 3,37V zu 100% voll. Solange der Ladestrom aber deutlich über 0 liegt, also einige A - mind. 0,05C - das wären hier gut 5A - darf die Ladeschlußspannung (Absorption) auch höher eingestellt sein (sogar bis 3,65V). Wenn der Strom aber unter 0,05C sinkt, müßte das Laden sofort abgebrochen werden, denn die Zelle ist voll. Sicherer und schonender geht es, wenn man eben nur bis 3,45V lädt, dann kann man diese Spannung auch bei kleinerem Strom länger anliegen haben. Mit dem MPPT-Laderegler von Victron (ich habe den MPPT 150/45) kann man alle diese Werte für Bulk/Absorption/Float getrennt voneinander einstellen und kann auch einen Schwellenwert für den sog. Schweifstrom angeben. Das ist die Stromstärke bei deren Unterschreitung die Ladung von Absorption auf Float geht, also Erhaltungsladung. Hier stelle ich typ.weise Werte von 26,8…27,0V ein (für 8S) - das ist soz. die ‘Wohlfühlspannung’ des Akkus, sorgt aber dafür dass der SoC bei 99…100% bleibt.
Das Balancing sollte tatsächlich frühestens ab 3,4V … 3,45V/Zelle erfolgen, da erst durch diese Spannung eine signifikante Aussage bzgl. des SoC getroffen werden kann. Hier steigt die Ladekurve steil an und die Zellen sind nahezu 100% voll bei einem Ladestrom bis max. 0,05C. Während der Absorptionsphase bei sinkendem Ladestrom findet dann also das Balancing statt. Das muß aber nicht bei jedem Ladezyklus durchlaufen werden. Es reicht jedes 10. Mal oder so. Allerdings stimmt dann im BMS die Ladestandsanzeige irgendwann überhaupt nicht mehr (weil eben die Messung des tatsächlichen SoC eigentlich nicht möglich ist, nur durch genaues Zählen der Lade- und Entladeströme - dafür ist es aber viel zu ungenau - pulsierender Verbrauch z.b. über Wechselrichter etc.). Ich orientiere mich stattdessen immer an der (Ruhe)-Spannung - das ist deutlich aussagekräftiger.
P.S. Die Kalibrierung von Spannung und Strom sollte man wohl in regelmässigen Abständen (1 x im Jahr oder alle 2 Jahre) wiederholen bzw. die Werte einmal überprüfen. Strom entweder mit gutem Zangenampremeter messen oder ein DMM in den Stromkreis einschleifen. Die meisten DMM gehen nur bis 10A, ansonsten kostet es die Sicherung.